50 Jahre Autojumble Beaulieu - Es gibt viel zu sehen!

Bereits 2015 habe ich mir die Füsse auf diesem riesigen Gelände platt gelaufen. Dabei ist das im Frühsommer ja immer nur der "kleine" Autojumble. Also war die Neugier geweckt, was es denn so mit dem "grossen" auf sich hat, wo rund 3.000 Aussteller ihre Waren anbieten.

Zwischen der Schweiz und England liegt bekanntlich Frankreich. Ein grosses, weites Land welches sich in der Nordhälfte recht sanft zeigt. Doch schon an der zweiten Mautstation ist fertig mit Lustig: der MG kocht! Sehr zu meinem Erschrecken und Missmut der hinter mir in der Schlange stehenden Autos - denn nix geht mehr. Es folgt der obligatorische Anruf beim Leib-und-Magen-Mechaniker in der Schweiz. Nach einer freudigen Begrüssung - Stille - dann die Erkenntnis: wenn ich ihn aus MG-Ferien anrufe, ist irgendwas nicht gut. Seitdem fülle ich also nun regelmässig nach Autobahnfahrten das Kühlwasser auf.

In Frankreich klingt der Abend bei einem schönen Spaziergang mitten im Nirgendwo und mit einem feinen Abendessen aus. Die Franzosen wissen zu geniessen. Direkt hinter der Mühle hört die befestigte Strasse auf, der Mühlbach fliesst noch unter'm Brückle durch, dann ist auch hier Ende mit der Welt. Zum Glück ist der MG klein und schmal, so dass ich ihn für das Foto gerade so dorthin manövriert bekomme. Aus- und Einstieg ist nur durch eine Kletteraktion möglich.

Morgens geht es mit der Fähre von Calais (F) nach Dover (GB) und dann links an der Küste entlang in den New Forrest. Küstenstrassen sind herrlich: Wind, Wasser, Deich - einfach toll. Küstenstrassen sind oberätzend: Stau, Touristen, Berufsverkehr. So geht es durch Hastings und Brighton und ab dann quer durchs Land nach Southampton und mitten hinein in den New Forrest Nationalpark zu den freilebenden Ponys, Eseln und Kühen. Immer wieder sehr eindrücklich für mich, diesen freilebenden Pferden zu begegnen.  

Dann heisst es: 2 Tage Autojumble 2016 ! Ausgerüstet mit guten Schuhen, einem Rucksack, wo auch was reinpasst und der Kamera geht es los, diesen riesengrossen undendlichen Flohmarkt nach grossen oder kleinen Schätzen zu durchforsten. Und was es da alles zu sehen gibt! Das fängt ja eigentlich schon gleich auf dem Parkplatz an. Neben allen gängigen Automarken parken sehr viele Oldtimer dazwischen. Auf dem Autojumble dann selbst vom kleinen Anstecker, einem Mini-Scheinwerfergehäuse, alten Zeitschriften, Tankdeckeln, Pfeifen, Gummidichtungen bis hin zu wirklichen Schrottautos, dessen Löcher nur noch vom Rost zusammengehalten werden oder solchen, die uralt aber in neuem Glanze mit der Sonne (ja, in England gibt es auch mal Sonne) um die Wette strahlen. Manche möchte man am liebesten gleich mitnehmen, anderen liebevoll und Trost spendend über den Kotflügel streichen. Das Publikum ist genauso crazy wie der ganze Autojumble selbst. Vor lauter schauen und staunen kam ich überhaupt nicht dazu, selbst Fotos zu machen. Alles war spannend, aufregend, witzig, verrückt oder unerklärlich.

Wann immer ich natürlich ein MG-Emblem gesehen habe, schlug mein Herz höher. Aber nicht nur meinem Geldbeutel, sondern auch dem Platz in einem Cabrio sind irgendwo leider Grenzen gesetzt. Zu gerne hätte ich eine riesengrosse leuchtende MG-Reklame mitgenommen. Fragen nach "Braucht man das? Wo soll es hin?" sind in solchen Momenten natürlich völlig fehl am Platz und werden als lästiges "Nebengeräusch" vom Verstand ausgeblendet. Man will es haben und damit basta. Gut, ich habe es nicht gekauft. Aber ich hätte gern. Echt. Ob es bei einem nächsten Besuch noch da ist? Für dieses Mal blieb ich jedenfalls mit meinen Einkäufen bescheiden - und war trotzdem glücklich.


Zwei Tage auf diesem riesigen Gelände, von toll hergerichteten Verkaufsständen auf der freien Wiese, in einem grossen Zelt oder die vielen kleinen Kofferraumhändler oder jene, die ihren Tapezierertisch vor ihrem Wohnwagen aufgebaut haben, iist sehr eindrücklich und faszinierend. Vor lauter schauen und immer wieder neuen Eindrücken ist man abends unheimlich müde und hat gefühlte Plattfüsse. So gibt es nichts schöneres, als den Tag in einem gemütlichen typisch englischen Pub ausklingen zu lassen.

Nach dem zweiten Autojumble-Tag war aber nix mit gemütlich => die Nachtfähre rief. Dank Navi geht es über viele kleine spannende Strassen und Strässle in einem Bogen Richtung Hafen. Unterwegs wieder einen saugemütlichen Pub entdeckt und sich ein feines und einfaches Abendessen schmecken lassen. Schon noch spannend, was Engländer so alles miteinander essen.... Später dann auf der Fähre ging alles easy. Rauf, wasserdicht den kleinen Floh für dich Nacht verpacken, ab in die Kabine und versuchen, zu schlafen.

Der nicht kommen wollende Schlaf hat sich dann auf der Durchfahrt durch Frankreich böse gerächt. Ich konnte irgendwann kaum die Augen auf halten. Zum Glück hat das Kühlwasser nicht mehr gekocht, auch nicht in einem megaätzendlangen Stau. Später, die Schweiz schon fast zum greifen nahe, hiess es dann: irgendwo ist eine Strasse gesperrt. Kann mir ja prinzipiell egal sein, ich will ja nur nach Hause, was gehen mich da andere Strassen an. Von wegen... Der französischen Sprache nicht wirklich mächtig wurde mir dann ganz bald sehr deutlich vor Augen geführt, dass MEINE Strasse gesperrt ist. Ich also irgendwo im gefühlten Nirgendwo und will doch nur noch nach Hause. Mein Navi hatte seine eigene Meinung, ich auch, nämlich eine andere. Keine Ahnung wie, aber mein Bauch hat mich schlussendlich dann doch wieder richtig geführt. Der kleine ungeplante Ausflug brachten mir nicht nur zusätzliche Kilometer auf den Zähler, sondern auch einfach tolle Landschaften vor's Auge.

Müde, wirklich müde, habe ich nicht nur den letzten Tropfen Benzin ausgereizt, sondern auch meine Konzentration. 1000 km auf einen Rutsch sind eine Herausforderung. Das ich schon geschlafen habe, noch bevor mein Kopf das Kissen berührte, muss ich wohl nicht noch extra sagen.

Fazit: Autojumble???? Immer wieder!!!!